Vier Augen auf unsere Lieblingsfilme 2016

Gesammelte Kinotickets 2016. Foto: Jannik Müller
Gesammelte Kinotickets 2016. Foto: Jannik Müller

2016 war ein durchwachsenes Kinojahr und bestach vor allem durch Mittelmäßigkeit. Umso wichtiger finden wir es, euch zum Jahresabschluss unsere zehn Lieblingsfilme des Jahres zu präsentieren und zu zeigen, dass im Jahr 2016 doch nicht alles katastrophal war. Hier sind Janniks und Stefans Top 10.

Vorab: Für unsere Listen wurden nur Filme berücksichtigt, die im Jahr 2016 in den deutschen Kinos gestartet sind.

Janniks Top 10

Kreativität und Emotionalität sind zwei zentrale Kriterien für mich. Wie man in der folgenden Liste sehen wird, lasse ich mich sowohl für große Actionspektakel als auch für ruhigere Filme begeistern. Jedoch stellt sich mir das Problem, dass kleinere Filme oft an mir vorbei gehen, weil sie schlicht seltener im Kino gezeigt werden. Gelobte Filme wie Room, The Nice Guys, The Witch oder Der Schamane und die Schlange (Embrace of the Serpent) habe ich leider nicht schauen können, werde deren Sichtung im im neuen Jahr aber definitiv nachholen. Aber nun zu meiner Liste.

Honourable Mentions

Spotlight, Toni Erdmann, Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, Nocturnal Animals, Deadpool, Doctor Strange und Moana.

10. The Hateful Eight

Nicht der beste Tarantino, aber immer noch ein Tarantino! Gute Performances, eine tolle Kulisse und großartige Stimmung. Nicht zu vergessen der stimmungsvolle Soundtrack von Ennio Morricone, der in diesem Jahr den Oscar für die Beste Filmmusik gewonnen hat.

Hier geht’s zu meiner Filmkritik.

9. The Neon Demon

Nicolas Winding Refns neuester Film ist wohl das seltsamste und verstörendste, was ich in diesem Jahr gesehen habe. Nach der Sichtung hatte ich keine Ahnung, was ich von dem Film denken sollte. Aber gerade darin liegt die Stärke des Films: Winding Refn verstößt bewusst gegen Hollywood-Klischees, lässt vieles Offen für Interpretationen und scheut nicht davor zurück, an die Grenzen des guten Geschmacks zu gehen. The Neon Demon ist sicherlich kein Film, den man sich oft und gerne anschaut, aber er versucht, mit der Kunstform Film neues Terrain zu betreten — und das sollte unterstützt werden!

8. The Jungle Book

Ein Remake eines Klassikers, eine Realverfilmung und das auch noch mit sprechenden Tieren… Der Film gab mir gleich mehrere Gründe, ihn nicht zu mögen. Dass ich The Jungle Book überraschenderweise derart mag, ist vor allem der Regie Jon Favreaus und den tollen Sprechern im englischen Original geschuldet. Statt die Zeichentrickvorlage nur zu kopieren, nutzt The Jungle Book die Lücken und Schwächen des Originals und baut darauf auf. Dass Disney nun sowohl Die Schöne und das Biest, als auch Der König der Löwen als Realfilm adaptiert, lässt mich zwar immer noch keine Freudensprünge machen. Dank The Jungle Book bin ich nun jedoch vorsichtig optimistisch, dass die Leute bei Disney wissen, was sie tun.

Hier geht’s zur Filmkritik.

7. Zoomania (Zootopia)

Ich habe lange überlegt, ob ich Vaiana (engl. Titel: Moana) oder Zoomania diesen Platz geben sollte. Vaiana besticht durch seine visuelle Opulenz und tolle Songs, erzählt jedoch im Endeffekt eine altbekannte Geschichte. Zoomania hingegen nimmt macht einen kindgerechten Buddy Cop-Film mit einer Vielzahl von kreativen Charakteren und verbindet dies mit einer gesellschaftlich relevanten Botschaft, die heute relevanter denn je scheint. Lediglich die große Anzahl an popkulturellen Anspielungen können teilweise ein wenig nerven.

6. Star Trek Beyond

Der 13. Film des Franchise setzt weniger auf pausenlose Action, wie seine von J.J. Abrams inszenierten Vorgänger Star Trek und Star Trek Into Darkness, schafft es aber dank des Drehbuchs von Simon Pegg und Doug Jung, erstmals die Stimmung der Originalserie auf die große Leinwand zu bringen. Der Film ist nicht frei von Schönheitsfehlerchen und wohl auch eher ein Film für Star Trek-Fans als für das große Publikum, ist für mich jedoch einer der spaßigsten Filme des Jahres.

Hier geht’s zur Filmkritik.

5. The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War)

Civil War ist definitiv der Superheldenfilm des Jahres und schafft es, großartiges Popcorn-Kino mit moralischen Fragen zu kombinieren. Für mich ist der Film nicht ohne Fehler. Beispielsweise ist er mir etwa 20 Minuten zu lang, Zemo als Gegner bleibt zu blass (was mittlerweile eine Tradition für Marvel-Widersacher ist) und Zemos Plan ist unnötig kompliziert. Diese Kritik fällt jedoch weniger schwer ins Gewicht, wenn man Tony Stark und Steve Rogers verbal oder im Faustkampf gegeneinander antreten lässt und mit fast allen Helden des Universums eine Kampfsequenz präsentiert, die alles bisher dagewesene überbietet.

4. The Revenant – Der Rückkehrer (The Revenant)

Obwohl genau genommen ein Film des letzten Jahres, startete er Anfang Januar in den deutschen Kinos und hat es so in meine 2016er-Liste geschafft. The Revenant ist mehr als nur ein Film. Er ist ein Filmerlebnis! Besonders besticht The Revenant durch Emmanuel Lubetzkis Kameraarbeit, aber auch das kalte und brutale Setting des amerikanischen Westens sowie der Realismus, der durch die Inszenierung Alejandro González Iñárritu erzeugt wird. Leider verliert sich der Film hin und wieder in surrealen Traumsequenzen, die für mich nicht ganz zum Rest des Films passten. Dennoch bekommt The Revenant den 4. Platz in meinem Ranking der besten Filme des Jahres, nicht zuletzt, weil er Leo endlich seinen lang ersehnten Oscar beschert hat.

3. Findet Dorie (Finding Dory)

Brauchten wir dieses Sequel: Nein. Gehört Findet Dorie zu den besten Pixar-Filmen? Ebenfalls nein. Dennoch schafft es Regisseur Andrew Stanton, sich ganz in Pixar-Tradition von seinem Vorgänger Findet Nemo abzugrenzen und eine eigene Geschichte zu erzählen. So wird Findet Nemos Botschaft über körperliche und geistige Beeinträchtigungen in Frage gestellt und erweitert. Was Findet Dorie schließlich den dritten Platz in diesem Ranking sichert, ist die Pixar-typische Kombination aus Tragik und Komik: Neben einigen emotional aufwühlenden Szenen ist Findet Dorie für mich der witzigste Film des Jahres.

Hier geht’s zu meiner Filmkritik.

2. Creed – Rocky’s Legacy (Creed)

Wie schon The Revenant und The Hateful Eight tauchte Creed im englischsprachigen Raum schon auf vielen Top 10-Listen des Jahres 2015 auf. Ich habe ihn kürzlich erst wieder geschaut und bin begeistert, wie Ryan Coogler dem Franchise neuen Wind einhaucht. Vereinzelt wirkt der Film angemessen klein und verzichtet auf das große Spektakel. Gleichzeitig sind die Kampfsequenzen im Ring jedoch spektakulär und kreativ inszeniert und treiben den Puls in die Höhe. Dass wir im Finale des Films derart mit den Helden mitfiebern, ist auf die interessanten und charmanten Charaktere zurückzuführen, die die größte Stärke dieses nunmehr siebten Teils des Franchise sind.

Hier geht’s zur Filmkritik.

1. Arrival

Amy Adams und Jerremy Renner rätseln über die Bedeutung der fremden Sprache. Quelle: © Sony Pictures Releasing GmbH

Ich liebe Science Fiction, die etwas über unser Menschsein oder unsere Gesellschaft zu sagen hat mich intellektuell herausfordert. Arrival ist zurückhaltend inszeniert und verzichtet auf viele Klischees eines Films über Außerirdische, schreckt jedoch gleichzeitig nicht vor provokanten Thesen zurück. Darüber hinaus ist der Film zu einem perfekten Zeitpunkt herausgekommen. Unsere Welt scheint immer chaotischer, düsterer und hoffnungsloser zu werden. Wie erfrischend, dass Arrival eine positive Botschaft sendet und zeigt, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten können, um eine bessere Welt zu schaffen. Und deswegen ist Arrival mein Lieblingsfilm des Jahres 2016.

Einen ausführlichen Blick auf Arrival findet ihr hier.

Stefans Top 10

Ich bin nie auf der Suche nach Perfektion, sondern Filme sind für mich ein vollkommen subjektives Erlebnis. Die folgende Liste repräsentieren daher nicht unbedingt die am besten gemachten oder die originellsten Filme des Jahres, sondern es sind diejenigen aufgeführt, die mir persönlich beim Schauen am besten gefallen haben. Zudem habe ich auch nur einen Bruchteil der Filme sehen können, die es 2016 in Deutschland in die Kinos geschafft haben. Die Liste ist daher auch bei mir nur eine Momentaufnahme.

Honourable Mentions:

Spotlight, Zoomania, Die Glorreichen Sieben, Doctor Strange, Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, und überraschenderweise hatte ich mein bestes Kinolerlebnis beim zweiten Besuch von Ghostbusters und auch mit Batman v Superman – Dawn of Justice habe ich durch die Ultimate Edition meinen Frieden schließen können. Für die Top 10 reicht es aber nicht.

10. Bad Moms

Mila Kunis, Kristen Bell und Kathryn Hahn brechen in der Komödie von Jon Lucas und Scott Moore mit den Erwartungen und Pflichten, die ihre Umwelt von „guten“ Müttern erwartet. Sie rebellieren gegen die Zwänge und Vorschriften und entdecken sich selbst indem sie aus ihren Rollen als liebevolle Mütter ausbrechen und sich selbst finden. Der Film spielt mit dem Klischee der „guten“ Mutter und ist deshalb so gut und lustig, weil er zeigt, wie absurd es ist, dass Frauen als Mütter gesellschaftlich nicht mehr sie selbst bleiben dürfen, während Väter weiterhin über die Stränge schlagen können. Leider lässt die angekündigte Fortsetzung Bad Dads darauf schließen, dass dies Produktionsstudio STX Entertainment nicht ganz bewusst zu sein scheint.

9. Deadpool

Deadpool ist eine Anomalie unter den Superheldenfilmen. Ewig in der Entwicklung, billig produziert, brutal inszeniert und trotzdem mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Vielleicht einer der witzigsten Filme des Jahres. Für mich hat er lediglich den Makel, dass er von seiner Geschichte her doch zu sehr Stangenware ist und sich die Gags beim wiederholten schauen schnell abnutzen. Ändert aber nichts daran, dass der Kinobesuch mir eine Menge Spaß gemacht hat.

Hier geht’s zur Filmkritik.

8. The Jungle Book

Ein weiteres Remake, welches sich sehen lassen kann. Jon Favreaus Neuverfilmung von Disneys Klassiker besticht vor allem durch seine technische Brillanz ohne dabei steril und kalt zu wirken. Die Animationen von Dschungel und Tierwelt sind atemberaubend und es ist kaum zu glauben, dass dieser Film nicht im Urwald, sondern in Downtown Los Angeles gedreht wurde.

7. Raum (Room)

Room ist ein Film, der mich überrascht hat. Brie Larson überzeugt als gekidnappte Frau, die ihren Sohn in einem Alptraumszenario großziehen muss und hat ihren Oscar redlich verdient. Das düstere Szenario besticht aber immer wieder mit positiven Momenten und einer hoffnungsvollen Botschaft.

6. Findet Dorie (Finding Dory)

Gelungene direkte Fortsetzung von Pixars Meisterwerk Findet Nemo. In einem besseren Kinojahr hätte ich den Film aber sicherlich nicht in meine Top 10 gewählt.

5. Rogue One: A Star Wars Story

Hier geht’s zu unserer Podcastkritik.

Rogue One ist ein Experiment und als solches gelungen.  Es ist nicht der perfekte Vorgeschichte zum originalen Krieg der Sterne, aber schafft die Verbindung  mit einigen Schönheits- und Logikfehlern dennoch sehr gut. Die Besetzung ist gut, die Action toll und der Film erfrischend anders als andere Filme von Star Wars.

4. Star Trek Beyond

Ich bin großer Trekkie, aber hatte kaum Lust auf diesen Film. Star Trek Beyond zeigt, dass die Schwierigkeiten der Produktion dem Endresultat nicht geschadet haben. Der Film ist nicht perfekt, aber sehr unterhaltsam und bringt das wohlige Star Trek Classic-Gefühl zurück, welches gerade die ersten Filme mit William Shatner & Co. liefern konnten. Ausführliche Gedanken zum Film gibt es in meiner Review.

3. Arrival

Science Fiction muss nicht nur Knall-Bumm sein. Arrival zeigt, dass auch heutzutage noch unaufgeregte aber faszinierende fantastische Werke funktionieren können. Tolle Bilder, tolle Schauspieler und eine hoffnungsvolle Geschichte. Arrival macht Hoffnung, dass Regisseur Denis Villeneuves Blade Runner 2049 im nächsten Jahr zu einem Highlight werden könnte.

2. Creed – Rocky’s Legacy (Creed)

Ein Remake der cleveren Sorte. Ryan Cooglers Creed führt die Rocky-Reihe auf organische Weise zu seinen Ursprüngen zurück und besticht mit Herz und Verstand. Neben dem Original von 1976 ist dies der beste Film der Saga für mich. Hoffentlich kann die Fortsetzung hier anschließen. Ausführlichere Gedanken zu Creed gibt es in meiner Review.

1. The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War)

"Don´t touch my Bucky!" - Steve Rogers tritt mit seinem Team gegen Tony Stark & Co. an. (Quelle: © The Walt Disney Company Germany GmbH)
„Don´t touch my Bucky!“ – Steve Rogers tritt mit seinem Team gegen Tony Stark & Co. an. (Quelle: © The Walt Disney Company Germany GmbH)

Der perfekte Unterhaltungsfilm des letzten Jahres. Captain America: Civil War bietet alles was man von einem Sommer-Blockbuster haben möchte: Der Film ist der Höhepunkt und die Zusammenführung der 8-jährigen Geschichte des Marvel Cinematic Universe. Der zentrale Konflikt macht Sinn und passt zu den in der Filmreihe etablierten Motivationen der Figuren. Civil War besticht insgesamt durch eine sehr gute Charakterzeichnung so gut wie aller Marvel-Helden, brilliert mit einer direkt aus einem Comic gerissenen lebendig gewordene Splash-Page als Actionsequenz und hat mit Zemo in meinen Augen einem der besten und interessantesten Gegenspielern seit Loki zu bieten. Ich habe den Film mittlerweile unzählige Male geschaut und er wird nie langweilig. Für mich einer der besten Superheldenfilme der letzten vier Jahre.

Podcasts mit unserer spoilerfreien Review und der Spoilerdiskussion für The First Avenger: Civil War (Captain America: Civil War) findet ihr hinter den Links.

 

Das war 2016 auf Schundkritik. Wir freuen uns euch auch im Jahr 2017 wieder hier begrüßen zu dürfen.

Jetzt seid ihr gefragt!

Welche waren eure Lieblingsfilme? Haben wir etwas übersehen oder stimmt ihr unseren Meinungen nicht zu? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

 

 

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