Jannik schaut Game of Thrones – Staffel 7 (Teil 2 von 2)

So schnell wie es angefangen hat, ist es auch wieder vorbei. Die nur sieben Folgen lange 7. Staffel von Game of Thrones ist gelaufen. In Teil 2 der Staffel-Review wirft Jannik einen genaueren Blick auf die Folgen 5 bis 7.

In der ersten Staffelhälfte überzeugten besonders die zusammenlaufenden Handlungsstränge und das Gefühl, dass sich die Serie sich langsam aber sicher einem fulminanten Ende nähere. Nun folgt die zweite Hälfte und führt die begonnenen Handlungen fort.

Auch in dieser Review kann auf kleinere Spoiler nicht verzichtet werden. Ins eingemachte geht es dann aber erst in der Spoiler-Ecke am Ende.

Die Folgen 5-7 (Eastwatch, Beyond the Wall, The Dragon and the Wolf)

Gleich in der ersten der drei Episoden wird deutlich, dass sich meine Annahme, es werde in dieser Staffel nur um die Ereignisse des Südens gehen, falsch war. Der Großteil der Handlungen spielt zwar in den südlicheren Gefilden von Westeros. Doch verraten bereits die Folgennamen Eastwatch und Beyond the Wall, dass auch der Norden eine wichtige Rolle spielt.

Rein optisch stellt die Folge Beyond the Wall, in der Jon Snow eine Expedition zur Gefangennahme eines Wights leitet, das Highlight der Staffel dar. Drachen gegen die Armee der Toten. Was will man mehr? Doch leider erreicht die schon viel kritisierte Geschwindigkeit, mit der Charaktere von einem Ort zum anderen reisen, hier neue Dimensionen der Absurdität. Jon und sein Gefolge werden von der Armee der Toten eingekesselt. Gendry rennt zurück nach Eastwatch, um Hilfe zu rufen. Er kommt an, ein Rabe wird auf die ca. 1.000 km weite Reise nach Dragonstone geschickt, um Daenerys zu informieren. Diese fliegt mit ihren Drachen jenseits der Mauer und eilt ihnen zur Hilfe. Die Serie stellt es dar, als geschehe die zweimalige Überquerung des halben Kontinents in etwa einem Tag, wobei es eigentlich mehrere Tage dauern müsste. Die Logik der Handlung weicht damit endgültig dem Spektakel. Dieses lohnt sich ohne Zweifel, doch wird es immer ärgerlicher, diese einst so realistisch anmutende Serie immer mehr zu einem Märchen werden zu sehen.

Jon leitet eine gefährliche Expedition jenseits der Mauer. © HBO

Dies zeigt sich besonders in der Konsequenzlosigkeit der großen Schlachten für die Charaktere. Früher war Game of Thrones dafür bekannt, unberechenbar zu sein. Jeder konnte zu jedem Zeitpunkt sterben. In Staffel 7 wurde deutlicher als je zuvor, dass die zentralen Charaktere mittlerweile unbesiegbar sind. Die Serie spielt immer noch mit ihrem Ruf der Unberechenbarkeit, in dem sie andeutet, dieses Mal könnte der Charakter XY aber wirklich sterben. Nope! Egal wie Aussichtslos die Situation ist, irgendwie überleben die Helden es immer. Es ist völlig verständlich, dass die Autoren Jon Snow bis zum Finale der Serie dabei haben wollen. Er hat sich immer mehr zur zentralen Figur der Serie entwickelt, sodass die Serie seine Abwesenheit mittlerweile nur schwer verkraften würde. Nur können die Autoren ihn nicht immer wieder in unmögliche Situation bringen, in denen er eigentlich sicher sterben müsste, nur um ihn wieder und wieder durch einen Deus Ex-Machina zu retten. Das macht die Sache nicht spannender, sondern berechenbar und somit langweilig.

Tyrion rät Daenerys ab, mit ihren Drachen gen Norden zu fliegen. © HBO

Generell wird deutlich, dass die 7. Staffel, auch aufgrund der verkürzten Laufzeit von 7 statt 10 Episoden, deutlich einfacher gestrickt ist als frühere Staffeln. Dies mag Fans freuen, denen die Verzweigungen zwischen Charakteren und Geschehnissen doch etwas zu unnötig konfus waren. Seit die Serie sich von der Buchreihe getrennt hat und die Autoren unbekanntes Terrain betreten haben, ist jedoch nicht von der Hand zu weisen, dass die Handlung sehr vorhersehbar geworden ist. Wie schon in Staffel 6 setzen die Autoren so viele Fantheorien um, dass die Staffeln 6 und 7 besonders für die Fans der Bücher mehr und mehr wie Fan Fiction wirken.

Damit ich nicht falsch verstanden werde: als Fan finde ich es toll, Charaktere aufeinander treffen zu sehen, die man noch nie zusammen gesehen hat. Auch habe ich ein großes Grinsen im Gesicht, wenn ein weiteres Mal der Clegane-Bowl angeteasert wird oder es zwischen Jon und Daenerys funkt. Doch war es früher gerade die Unberechenbarkeit der Serie, durch die ich gebannt jeder Folge entgegengefiebert habe. Vielleicht ist Game of Thrones heute ein wenig wie Fast Food: Eigentlich schmeckt es ja ganz gut. Doch wenn man noch den letzten Restaurantbesuch im Kopf hat, kommt man nicht umher, sich doch etwas mehr zu wünschen…

Kaum vereint, bahnen sich bereits Konflikte an. © HBO

Doch genug der Nörgelei. Kommen wir zu einem Handlungsstrang, den die letzte Folge wirklich für mich gerettet hat. Seit Sansa und Arya wieder aufeinander getroffen sind, regte mich mehr und mehr auf, wie sich die beiden nach über 6 Staffeln immer noch derart manipulieren lassen können. Beide haben so viel durchgemacht und sollten doch ein bisschen klüger sein, als sie die ganze Zeit dargestellt werden. In der letzten Episode wurde dann endlich meine kleine Hoffnung bestätigt, dass die beiden Starks nicht komplett bescheuert sind. Wie der Konflikt der beiden gelöst wurde, war sehr zufriedenstellend. Vielleicht war der Plot Twist für manche vorhersehbar, vielleicht war er etwas zu einfach. Doch nachdem ich befürchtete, dass Sansa wieder einmal als das naive Mädchen dargestellt wurde, die sie in den früheren Staffeln immer und immer wieder war, war diese Wendung zumindest für mich ein Grund zum jubeln.

Die letzte Folge, The Dragon and the Wolf hatte als Charakterepisode generell viel zu bieten: Viele Charaktere trafen entweder zum ersten Mal aufeinander oder begegneten sich nach mehreren Staffeln endlich noch einmal wieder. Aus diesem Grund besticht die finale Episode besonders durch tolle Charaktermomente und Dialoge, auch wenn sie im Vergleich zu vergangenen Staffelfinalen etwas ereignislos war. Es wurden viele Konflikte für die letzte Staffel vorbereitet, aber nur wenige gelöst.

Leider können in dieser Review nicht alle Ereignisse besprochen werden. In der Spoiler-Ecke werden dafür ein paar Ereignisse besprochen, die besondere Relevanz für die finale 8. Staffel haben werden.

Spoiler-Ecke

Wichtigstes Ereignis:

Jon und Dany verlieben sich in einander. Wie schön! Wäre da nicht die Tatsache, dass sie nicht nur Neffe und Tante sind. Jon ist darüber hinaus weder ein Snow, noch ein Sand, sondern ein Targaryen und der legitime Thronfolger von Daenerys‘ Bruder Rhaegar. Damit hat er einen höheren Anspruch auf den Eisernen Thron als sie. Die Autoren haben damit die Figur des Aegon Targaryen aus dem 5. Buch A Dance with Dragons mit Jon kombiniert. Wie Dany darauf reagieren wird, bleibt abzuwarten.

Ebenso können wir auf ihre Reaktion gespannt sein, wenn sie erfährt, dass ihr verstorbener Drache von dem Night King wiedererweckt wurde und die Jahrtausende alte Mauer zu Fall gebracht hat. Sein eigenes Kind als Untoten und gleichzeitig stärksten Widersacher zu sehen, dürfte ein traumatisches Erlebnis für Daenerys werden.

Überraschendstes Ereignis:

Ich weiß, oben schrieb ich noch, dass die Serie berechenbar geworden sei. Ein paar Überraschungen waren aber doch dabei.

Am meisten überraschte mich, was in dieser Staffel nicht passierte. Nachdem alle wichtigen Charaktere sich in King’s Landing versammelt hatten, war ich fest davon ausgegangen, dass die Situation eskalieren und die Stadt brennen würde. Doch überraschenderweise passierte… nichts. Da jedoch genug hinweise über die vergangenen Staffeln gestreut wurden, bin ich davon überzeugt, dass sich die Autoren dies für die letzte Staffel aufheben.

Ein zweiter Überraschungsmoment: Cersei ist schwanger… Moment mal! Hieß es nicht in der Prophezeihung, sie werde nur drei Kinder haben, die allesamt sterben würden? Da Prophezeihungen in der Welt von Eis und Feuer nie konsequenzlos bleiben, scheint es wahrscheinlich, dass Cersei das Zeitliche segnen wird, bevor das Kind zur Welt kommt. Aber vielleicht werden wir ja auch mit einer unvorhergesehenen Wendung überrascht.

[Einklappen]

Das war es also schon wieder. Die Staffel 7 zog das Tempo und zeigte viele wichtige Ereignisse in kürzerer Zeit. Dadurch wurde die Serie kurzweiliger und teilweise unterhaltsamer als beispielsweise die Staffeln 5 und 6. Zwar kam die Staffel ohne große Ärgernisse aus, verlor sich aber dennoch in Logikfehlern zugunsten toller Actionmomente. Kann man über diese Ungereimtheiten hinwegsehen, diente Staffel 7 als gelungene Vorbereitung auf das Serienfinale. Die Spielfiguren stehen nun alle in Position. Wir dürfen gespannt sein, wie die Showrunner David Benioff und D. B. Weiss die Serie mit Staffel 8 in nur sechs verbleibenden Folgen zuende bringen.

Ob wir uns bis 2018 oder sogar bis 2019 gedulden müssen, wie die Gerüchteküche behauptet, werden wir hoffentlich bald erfahren. Doch erstmal seid ihr gefragt: Was sagt ihr zu Staffel 7. Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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