Marvels AgentInnen: Agents of S.H.I.E.L.D. und Agent Carter

Hayley Atwell als Agent Peggy Carter. (Quelle: © Marvel/ABC)
Hayley Atwell als Agent Peggy Carter. (Quelle: © Marvel/ABC)

Die erste Staffel der Marvel/ABC-Serie Agent Carter wird im US-Fernsehen ab heute, dem 3. März, von der zweiten Staffel von Agents of S.H.I.E.L.D. abgelöst. Vor einer Weile habe ich in einem Gespräch Agents of S.H.I.E.L.D „das Beste, was in dieser Art im Moment läuft“ genannt.

Das hat zwar viel damit zu tun, dass ich, zum Beispiel, Game of Thrones zwar als großartig anerkenne, aber nicht wirklich mag. Ich stehe aber zu meiner Meinung, dass S.H.I.E.L.D. im Moment die beste laufende Science-Fiction/Abenteuerserie ist. Die beste außer Agent Carter.

Im Moment laufen damit zwei Serien, die sich ein Universum, eine Erzählwelt, mit den Marvel Studios-Kinofilmen teilen. Agents of S.H.I.E.L.D. spielt dabei in einer Comicversion der Gegenwart zeitlich parallel zu den Filmen, beziehungsweise in zeitlicher Kontinuität der Releases. Agent Carter dagegen in den Vierzigern, in den USA, die nach dem Zweiten Weltkrieg dabei sind, in einer neuen Weltordnung ihren Tritt zu finden.

Agent Carter hat es einfacher, gerade darin, einen Anfang zu finden. Das liegt einerseits an äußeren Umständen. So ist die Serie unabhängiger von den Kinofilmen und kann unbehindert ihre Geschichte erzählen, ohne den Filmen vorzugreifen. S.H.I.E.L.D. musste sich am Anfang an das Veröffentlichungsdatum von Captain America: the Winter Soldier anpassen, was der Serie einen sehr gemächlichen Rhythmus gegeben hat. Und Agent Carter ist, durch das historische Setting nicht so gut vergleichbar mit anderen Geschichten. S.H.I.E.L.D. brauchte etwas Zeit, um nicht mehr verglichen zu werden und die eigene Bedeutung zu finden zwischen Superheld*innen und Science-Fiction.

Vor allem aber macht Agent Carter, so sehr ich S.H.I.E.L.D. liebe, einfach einen besseren Job. Vor allem die Charaktere, von Peggy Carter (Hayley Atwell) selbst, über die menschliche Pomadendose Howard Stark (Dominic Cooper), bis hin zum wundervollen Familienmensch Jarvis (James D’Arcy) und Peggys raubeinigen, aber letztendlich wohlmeinenden Kollegen. Und nicht zu vergessen Peggys Freundinnen Angie Martinelli (Lyndsy Fonseca), die Bedienung im Diner, in dem Peggy viel von ihrer Freizeit verbringt und Dottie Underwood (Bridget Regan/Veronika Bonell), ihre Nachbarin.

Alle Figuren in der Serie sind sowohl sehr menschlich als auch interessant und viele von ihnen nebenbei noch Larger-Than-Life Actionheld*innen wie aus einer Abenteuergeschichte. Oder, vielmehr, in einer Abenteuergeschichte, denn dazu wird die Serie immer mehr. Am Anfang hatte sie noch ein bisschen einen Krimi-Vibe, aber das ist nur ein Teil des Fundaments. Darüber hinaus erinnern die Abenteuer von Peggy Carter deutlich an etwa frühere James-Bond-Filme oder Indiana Jones.

Genauso wichtig wie die Charaktere ist der große Hintergrund der Geschichte: eine Gesellschaft, die sich von einem Krieg erholt. Ein Krieg, in dem sie siegreich war und den sie als Supermacht verlassen hat, aber nichtsdestotrotz ein Krieg mit unvorstellbarer Gewalt, der seine Spuren hinterlassen hat. Agent Carter erinnert uns, dass der Krieg, in dem Steve Rogers in Captain America – The First Avenger kämpft, immer noch der Zweite Weltkrieg in all seiner Grausamkeit und nicht (nur) ein fiktionalisierter Comic-Krieg gewesen ist.

Agents of S.H.I.E.L.D. wirkt dazu im Nachhinein bemerkenswert symmetrisch. Nur, dass ein ähnliches Problem doch ganz anders ist. 9/11 und die Kriege in Afghanistan und im Irak in der Echtwelt werden vertreten durch die Ereignisse in The Avengers und in Captain America: The Winter Soldier (respektive dem Finale der ersten S.H.I.E.L.D.-Staffel). Hier sind es verlorene Kriege, schlimmer, Kriege ohne eindeutiges Ergebnis, die Probleme machen. Weniger tiefe Wunden als Entfremdung von der Gewalt durch Technologie und Globalisierung.

Die fehlende persönliche Nähe ist also nicht einfach ein Problem der Serie selber, sondern auch Folge unserer Welt, die sich in der Serie niederschlägt. In unserem globalisierten Leben reicht es nicht, zurechtzukommen – wir und die Charaktere sind damit beschäftigt in einer unverständlichen Welt überhaupt irgendetwas zu verstehen. S.H.I.E.L.D. handelt von einem Konflikt, der nicht aufhört. Die Serie kann also Zeit gebrauchen, um komplexe Geschichten und lange Charakterentwicklungen zu entfalten, die auch mit den Marvel-Filmen verwoben sind.

Die erste Staffel von Agents of S.H.I.E.L.D. läuft im Moment auf RTL II.

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