Nachdem die ersten drei Folgen uns vor allem in die Welt eingeführt haben gibt es in der vierten Folge von Westworld ein Wiedersehen mit alten Bekannten.
Achtung, Spoiler! Diese Review bespricht konkrete, (für mich) interessante Aspekte der aktuellen Folge und sollte erst nach deren Konsum gelesen werden.
Herren und Sklaven
Wieder einmal starten wir mit Dolores und Bernard, die hier erstmals klar den Wunsch nach Freiheit formuliert. Als Gegensatz dazu sticht dann später die Szene mit Dr. Ford und der QA-Beauftragten Theresa Cullen (Sidse Babett Knudsen) ins Auge, bei der Ford eine Vielzahl von Hosts als Arbeiter einsetzt, während er sich zusammen mit Cullen auf einer Art Hacienda bedienen lässt: Die Sklaverei-Bildsprache ist kaum zu übersehen. In der gleichen Szene stellt Ford fest, dass Cullen wohl zu denjenigen gehört, die den Park nicht wirklich genießen können – für uns als Zuschauer nicht wirklich etwas neues, war sie doch bereits in den vergangenen Folgen die sachliche Verwalterin, die mit unangenehmen Fragen an die „Kreativen“ auffiel. Überraschender ist an dieser stelle eher, das der bislang vor allem als ehrfurchtsgebietende Vaterfigur gezeichnete Ford erstmals deutlich seine Macht spielen lässt. Zwar hat er schon die neue Storyline des Autoren in Folge 2 sang- und klanglos abgewürgt, hier aber zeigt die kaum verhohlene Drohung gegenüber Cullen noch deutlicher seine egozentrische und narzisstische Seite.
Questing im Endgame
Wir treffen auch den Mann in Schwarz wieder, der uns zu alten Bekannten aus der ersten Folge führt: Die Banditin mit dem Schlangentattoo (Armistice, Ingrid Bolsø Berdal) war auch viel zu stylish, um sie nur in der einen Szene zu verheizen, und auch ihr Kumpan Hector (Rodrigo Santoro) bekommt einen neuen Auftritt – nur um dann gleich vom Mann in Schwarz ob seiner übertriebenen Aufmachung (verbal) zerlegt zu werden. Am Rande bekommen wir über den Mann in Schwarz nun zumindest auch die Info, dass er im echten Leben wohl ein regelrechter Wohltäter ist. Die Reaktion auf die Ansprache durch einen anderen Gast wiederum ist von jedem ernsthaften Rollenspiel, ob real oder digital, bekannt: Nichts ist schlimmer als Leute, die plötzlich mit der echten Welt nerven. Seine Quest wiederum bleibt weiter undurchsichtig, aber zumindest weiß offenbar nicht nur er davon – Bernard schickt Dolores gleich zu Anfang in die gleiche Richtung. Was es wohl mit dem Labyrinth auf sich hat? Vielleicht hat der mysteriöse Arnold hier eine Art Super-Turing-Test geschaffen, um seinen Kreationen den „Ausbruch“ zu ermöglichen? Oder doch was ganz anderes? Und was hat er jetzt eigentlich mit (dem für mich sehr überraschend wieder aufgetauchten) Teddy gemacht?
Unheimliche Begegnung
Auch Maeve leidet weiterhin unter furchteinflößenden Erinnerungsbrocken. Nachdem Maeve zuletzt die Horrorszenarien „Aufwachen-bei-der-OP“ und „Haus voller Leichen“ erleben durfte, hat die Ästhetik der Sequenzen diesmal etwas von Alien-Enführungen. Der große Aha-Moment war an dieser Stelle die Eröffnung durch Hector, dass die Besuche durch die „Strippenzieher“ offenbar ein Teil der Mythologie der Hosts in Westworld sind. Ist das auch der Plan der Parkbetreiber oder wieder eine „Adaptierung“ durch die Hosts? So oder so, von allen Hosts ist Maeve momentan scheinbar am nächsten an der Wahrheit dran: Nichts von alle dem hier bedeutet etwas. Was diese Erkenntnis umgekehrt für Maeve und die Hosts bedeutet erfahren wir hoffentlich in den nächsten Wochen.
Westworld kann aktuell in Deutschland exklusiv auf Sky geschaut werden.
Unsere Review zur vorherigen Episode gibt es hier: Kai schaut Westworld: Episode 3 – The Stray