Jannik schaut Game of Thrones – Review S06E05 The Door (Das Tor)

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Halbzeit in Westeros! Mit „The Door“ liegt die Hälfte der 6. Staffel nun hinter uns. Und wie es sich für eine ereignisreiche Game of Thrones-Episode gehört, wurde das Internet wieder einmal in kürzester Zeit von Spoilern überschwemmt. Hier seid ihr jedoch sicher.

Im Hauptteil der Kritik findet ihr wie immer keine Spoiler für die aktuelle Episode. Alle vorigen Episoden sollten jedoch geschaut worden sein.

S6E05: The Door (dt. Das Tor)

Inhalt: Sansa and Jon make plans. Arya is given another chance to prove herself. Jorah confesses a secret to Daenerys. Tyrion meets with a Red Priestess. Yara finds her rule tested. Bran discovers the origin of the White Walkers.

Janniks spoilerfreie Rezension:

In Mereen versuchen Tyrion und Varys weiterhin, die politische Situation unter Kontrolle zu behalten. Um diesen Frieden zu gewährleisten, treffen sie sich mit einer Roten Priesterin namens Kinvara, welche nicht weniger ominös ist als Melisandre. Daraus resultieren, wie bei Tyrion und Varys üblich, tolle Charaktermomente und ein paar schön durchdachte Dialoge über religiösen Fanatismus. Auch abseits von Mereen gibt es einige schöne Momente, insbesondere ist wieder die neu erstarkte Sansa hervorzuheben und natürlich das heißeste „Ship“ dieser Staffel – Tormund und Brienne.

Ein großer und wichtiger Teil der Episode ist das Bran-Segment, weswegen sich der Rest der Review auf diesen Teil der Episode beziehen wird. Durch Brans Visionen sehen wir erstmals mehrere Children of the Forest, was mich zu deren tollen Charakterdesign bringt. Das Make-up ist seit dem Ende der 4. Staffel sehr viel aufwändiger und kreativer geworden und verleiht ihnen einen hohen Wiedererkennungswert. Was jedoch negativ auffällt, ist die Körpergröße der Children of the Forest. Während sie in den Büchern und am Ende der 4. Staffel auf den ersten Blick wie Kinder wirkten, haben sie nun das Erscheinungsbild von erwachsenen Menschen. Warum werden sie „Kinder“ genannt, wenn sie keine Ähnlichkeit mit Kindern haben? Es mag vielleicht ein Nitpick sein, jedoch hätte dieses Detail relativ leicht durch perspektivische Tricks, Kamerapositionen oder Greenscreen geändert werden können.

Durch Brans Visionen erhalten wir in der Mitte der Episode eine schockierende Offenbarung (mehr dazu in der Spoiler-Ecke). Diese kommt aber leider so abrupt und wird so losgelöst vom Rest der Episode gezeigt, dass sie nicht die Wirkung hat, die sie richtig umgesetzt haben könnte. Meine Kritik gilt somit nicht den Ideen, sondern der Umsetzung. Wenn etwas gezeigt wird, dass das Verständnis der Handlung fundamental ändert, sollte dem Zuschauer genug Zeit gelassen werden, um dieses zu emotional zu verarbeiten, statt gleich zum nächsten Handlungssegment überzugehen.

Diese kleineren Probleme mit der Handlung werden jedoch durch das packende Finale aufgewogen. Es zeigt wieder einmal, was Game of Thrones in seinen besten Momenten zeigen kann und warum die Serie zu den erfolgreichsten Serien unserer Zeit gehört.

Spoiler-Ecke

Überraschung der Woche:

In einer Vision erfährt Bran, dass die Children of the Forest vor Jahrtausenden die White Walkers erschufen, um sich gegen die Menschen zu verteidigen. Auch nach dem Tower of Joy-Segment ein paar Wochen zuvor ist dies die nächste Fantheorie, die bestätigt wird. Hier darf man jedoch nicht zu sehr darüber nachdenken, warum ein Stück Drachenglas, normalerweise das Kryptonit eines jeden White Walker, Menschen in genau solche verwandelt. Okay, okay, bestimmt war irgendwelche Zauberei mit im Spiel. Die Szene wirkt jedoch, wie oben bereits beschrieben, so abrupt, dass es scheint, als würde Mensch plus Dolch im Herz gleich White Walker ergeben. Die Kritik gilt also weniger der Idee als vielmehr der Umsetzung.

Wichtiges Ereignis der Episode:

Bran wird in einer Vision von einem White Walker berührt, weswegen sie von seinem Aufenthaltsort erfahren. In der großen Kampfszene am Ende der Episode wird Bloodraven von einem White Walker getötet, während sich Brans Direwolf und Leaf opfern, um Bran die Flucht zu ermöglichen. Schließlich erfahren wir in einer herzzerreißenden Szene, warum Hodor zu Hodor wurde: Während der Flucht ruft Meera Hodor zu: „Hold the Door!“ Er soll ein Tor verbarrikadieren, damit die verfolgende Armee der Untoten sie nicht einholt. Bran, der in seiner Vision am Hof von Winterfell ist, dringt im Chaos der Flucht versehentlich in den Kopf des jungen Hodors (damals noch unter dem Namen Wylis) ein, welcher dadurch Meeras schreie „Hold the Door!“ hört. Er erleidet ein Trauma und kann fortan nichts anderes als „Hodor“ sagen – wie sich herausstellt eine Kurzform von „Hold the Door!“. Das traumatische Erlebnis des jungen Hodor wird parallel zu Hodors Todesszene gezeigt. Sein ganzes Leben war er geplagt von dem Ausruf „Hold the Door!“ in seinem Kopf, um letztendlich an diesem schicksalhaften Tor sein Leben für Bran zu geben, welcher letztendlich verantwortlich für sein Leiden ist. Interessant ist auch die Implikation, dass Bran während seiner Visionen Einfluss auf vergangene Ereignisse haben kann – bislang war seine Rolle auf die eines Beobachters beschränkt.

Ebenfalls wichtig: Sansa konfrontiert ihren ehemaligen „Beschützer“ Petyr Baelish mit ihren schrecklichen Erlebnissen in der Gewalt von Ramsay Bolton und weist ihn schroff ab, als er wieder seine Hilfe anbietet. Die Serie hat schon öfters Kritik für übermäßige Gewaltdarstellungen gegenüber Frauen eingefahren, aber insbesondere die (nicht in den Büchern vorkommende) Vergewaltigungsszene Sansas in der fünften Staffel hatte auch von eingefleischten Fans massive Proteste hervorgerufen. Wie schon in all ihren anderen Auftritten dieser Staffel scheinen die Produzenten hier Wiedergutmachung leisten zu wollen und geben Sansa Stück für Stück Selbstbewusstsein und Eigenverantwortung zurück – hoffentlich diesmal nicht nur, um sie danach noch tiefer fallen zu lassen.

[Einklappen]

Nach anfänglicher Schwächen hat sich die 6. Staffel von Game of Thrones von Episode zu Episode ein Stück gesteigert. Auch „The Door“ ist durchgängig stark, auch wenn das hohe Tempo hin und wieder die notwendigen ruhigen Momente verdrängt.

Hoffen wir, dass die zweite Hälfte der Staffel dieses Niveau halten kann.

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