Stellaris ist der neueste Streich von Paradox Interactive, den Machern von Spielreihen wie Hearts of Iron, Europa Universalis, Crusader Kings und Victoria. Alle sind sogenannte Globalstrategie-Spiele und alle haben ein historisches Setting. Stellaris ist nun das erste Spiel von Paradox mit einem Science-Fiction-Setting.
Pazifistischer Vogelkonzern? Na klar. Militaristische Pilzdemokraten? Warum nicht. Religiöse Tintenfischdiktatur? Unbedingt.
Es beginnt im Jahr 2200 mit der Entwicklung von einer von drei möglichen Überlicht-Technologien. Vorher geht es aber daran, die eigene Zivilisation zu basteln. Ideologie, Staatsform, welche Form von Überlicht- und Waffentechnologie, Erscheinung der Wesen, Name von Reich, Nation und erstem Anführer liegen beim Spieler. Einige Kombinationen schließen sich gegenseitig aus, die Kombinationsmöglichkeiten sind trotzdem schier endlos. Pazifistischer Vogelkonzern? Na klar. Militaristische Pilzdemokraten? Warum nicht. Religiöse Tintenfischdiktatur? Unbedingt. Oder lieber ein Abbild der Menschheit zu einem beliebigen Zeitpunkt der Geschichte? Wonach der Sinn auch stehen mag
Erkunden und Kolonisieren, Forschen und Bauen
Und dann geht’s los! Erkunden und Kolonisieren, Forschen und Bauen. Nach einer Weile trifft man auf die ersten Aliens. In der eigenen Wahrnehmung ist die eigene Spezies immer die Norm und die Anderen sind die Aliens. Dann muss man entscheiden. Frieden oder Krieg? Bündisse schließen oder erobern? Damit geht es dann um industrielle und diplomatische Macht, denn Ziel ist nichts anderes als die eigene Dominanz in der Galaxie. Überwinden muss man dafür das Machtstreben aller anderen Zivilisationen. Darunter finden sich einige alte und gefallene Sternenreiche, Unabhängigkeitsbestrebungen der Untertanen, einer Invasion aus einer anderen Dimension und all dem zufälligen Kram, der über die Zeit in einem galaktischen Imperium nun einmal passiert. Oder in einem Sternenbund. Oder in einer interplanetaren Firma.
Paradox, Hearts of Iron 2 und Stellaris
Ich bin definitiv ein absoluter Fan von den Spielen von Paradox Interactive. Meine Spielzeit für Hearts of Iron 2 beträgt vermutlich mehr als eintausend Stunden. Das ist auch der Grund warum ich mir Stellaris bereits zum Release gekauft habe. Und deswegen vergleiche ich es oft mit diesem geistigen Vorgänger. Beide sind in dem gleichen Genre einzuordnen, beide haben die gleiche, grundlegende Mechanik, beide versetzen mich in die Lage, mir ein Reich nach meinen Wünschen aufzubauen. Aber während ich mich bei Hearts of Iron 2 wie ein Buchhalter fühle, der zufällig an die Spitze eines Landes gewählt wurde, gibt mir Stellaris tatsächlich einiges an Gestaltungsfreiraum. Ein Spiel, das die Sims-Nerven kitzelt. Ich kann immer wieder neue Imperien erschaffen, die in immer neuen Galaxien um die Vorherrschaft kämpfen. Hearts of Iron 2 bleibt in gewissem Maße immer an die Geschichte gebunden.
Beide Spiele haben ein steile Lernkurve, aber Stellaris fühlt sich im Großen und Ganzen wesentlich dynamischer an, ist etwas weniger kompliziert und durchschaubarer und sieht letztlich auch noch großartig aus. Interessierte Spieler*innen sollten schon entweder die Mechanik bereits von anderen Paradox-Titeln kennen oder den Elan haben, sich in Stellaris reinzufuchsen. Hier hilft es, dass das Tutorial direkt in das Spiel integriert ist, sozusagen als erweiterte Tooltips. Wer jedoch ein bisschen Zeit investiert, bekommt als Belohnung ein Spiel, das viele, viele Stunden wie Eis in der Wüste schmelzen lässt. Also erst einmal Urlaub nehmen und sich von Freunden und Familien verabschieden.
Kleinere Abstriche, steile Lernkurve: Nichts für Casual-Gamer
Natürlich gibt es auch ein paar Abstriche. Wie immer bei Paradox sind nicht alle Bugs beseitigt, dies trübt den Spielspaß aber nur geringfügig. Wer ein Sternenreich regieren muss, der lässt sich nicht von so etwas aufhalten. Auch sind die deutschen Texte teilweise sehr mangelhaft übersetzt, hier kann wahrscheinlich die Modding-Community Abhilfe schaffen.
Mich hat es gestört, dass das Spiel mit der Zeit langsamer wird. Ich vermute, das ist den immer größeren Mengen an Einheiten geschuldet, die im Spiel herumfliegen. Vorallem bei großen Flotten in der Ansicht einzelner Systeme stockt das Spiel spürbar. Dieses Problem ist nicht neu, das kenne ich schon von Hearts of Iron 2. Hoffentlich kann Paradox dieses Problem bei Stellaris noch irgendwie per Patch verringern.
Mein Fazit ist auf jeden Fall folgendes: Stellaris ist ein großartiges Spiel, für das man viel Zeit braucht. Es sieht großartig aus und spielt sich einfacher als die vorangegangenen Paradox-Spiele. Spieltiefe und Wiederspielwert ergeben sich durch die vielen Möglichkeiten der Zivilisationen und Galaxien. Es ist jedoch definitiv nichts für Casual-Gamer. Für Fans von Strategiespielen ein Muss, für alle anderen einen Blick wert.