Mit Creed – Rocky´s Legacy läuft momentan der siebte Rocky-Film im Kino und ist eine Liebeserklärung an den Ursprung der Reihe. Hier ein paar Hintergründe über die besonderen Umstände seiner Entstehung.
Wenn sich Creed als ein weiterer Versuch eines alternden Schauspielers herausgestellt hätte, aus seinen Greatest Hits noch ein paar Dollar zu quetschen – es hätte wohl niemanden überrascht. Creed ist aber weder das Produkt eines gierigen Studios, noch weiß Sylvester Stallone nicht, wann es Zeit ist, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen.
Im Gegensatz zu früher ist Schauspieler und Autor Sylvester Stallone erstmals aber nicht mehr in dieser Doppelfunktion für die Reihe tätig. In Wahrheit ist Regisseur Ryan Coogler die treibende Kraft hinter dieser Hommage an die Rocky-Reihe. Das Besondere: Noch bevor Coogler sich mit seinem Erstlingswerk Fruitville Station einen Namen in Hollywood gemacht hatte, schrieb er die Grundgeschichte zu Creed als Motivation für seinen Vater, als dieser mit einer lebensbedrohlichen Muskelkrankheit diagnostiziert wurde – eine Diagnose, die sich später zum Glück als falsch herausstellte. In dieser Geschichte über einen Außenseiter, der seinen persönlichen Helden trifft, verarbeitete Coogler sein Verhältnis zu seinem Vater. Über Umwege gelangte seine Fan-Fiktion schließlich in die Hände von Stallones Agenten. Einem Treffen zwischen Coogler und Stallone stand dann nichts mehr im Wege.
Stallone, der seinen 2006 veröffentlichten Film Rocky Balboa als Ende der Reihe sah, stand dem Projekt zunächst skeptisch gegenüber. Coogler musste ihn erst davon überzeugen, dass Stallones 1976 geschaffene Figur des Rocky in der Obhut von jemand anderem in sicheren Händen ist. Doch die Geschichte um Adonis „Donnie“ Creed (Michael B. Jordan), den Sohn von Rockys Ex-Rivalen Apollo Creed (gespielt von Carl Weathers in Rocky 1-4), überzeugte schließlich Stallone. Rocky tritt im neuen Film deshalb folgerichtig aus dem Rampenlicht und wird als Trainer und Mentor von Donnie „nur“ zu einer Nebenfigur.
Doch ganz ohne Kampf kommt Rocky dann doch nicht davon: Wie Cooglers Vater muss sich Rocky im neuen Film nach einer folgenschweren Diagnose mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen und sich seinem persönlichsten Kampf stellen. Donnie hingegen möchte aus dem Schatten seines verstorbenen Vaters treten und sich einen eigenen Namen in der Boxwelt machen.
Die sich während des Films entwickelnde Vater-Sohn Beziehung zwischen Adonis und Rocky wirkt durch den persönliche Verbindung Cooglers zur Geschichte echt, frisch und unverbraucht. Coogler gelingt es auf diese Weise einen natürlichen und emotionalen Generationswechsel zu vollziehen, welcher aber trotzdem eng mit den vorherigen Filmen verankert ist und somit auch jede Menge Nostalgie beinhaltet.
Die für ihn persönlichen Komponenten der Geschichte scheinen es Coogler ermöglicht zu haben, einen Film zu schaffen, der den Kern des ersten Rockys aufgreift und diesem aus einer etwas anderen Perspektive frischen Wind einhaucht. Die schauspielerische Leistungen sind in jedem Fall erstklassig. Neben den für seine Rolle in diesem Film für den Oscar nominierten Sylvester Stallone überzeugt auch Michael B. Jordan einmal mehr davon, dass er einer der kommenden Größen Hollywoods sein könnte.
Creed ist ein Film über Motivation, Freundschaft, Verlust, Familie und die unterschiedlichen Kämpfe, die das Leben zu bieten hat. Wer die Möglichkeit hat, den Film noch im Kino zu schauen, sollte diese Nutzen. Alle anderen sollten sich die im Mai erscheinende Blu-Ray vormerken. Es lohnt sich!