Nach der etwas trägeren Episode letzte Woche zeigt „The Broken Man“ erneut die Stärken von Game of Thrones. Im Hauptteil der Kritik findet ihr wie immer keine Spoiler für die aktuelle Episode. Alle vorigen Episoden sollten jedoch geschaut worden sein.
S6E07: The Broken Man (Der Gebrochene)
Inhalt: Jon and Sansa gather troops. Jamie arrives at Riverrun. Olenna Tyrell plans to leave Kings Landing. Theon and Yara plan a destination. Arya makes plans to leave.
Wer sich etwas mit Game of Thrones auskennt, der weiß, dass die wirklich großen Klötze meistens in Episode 9 aufgefahren werden. Doch immer wieder kommt eine Episode daher, die zwar kein großes Spektakel bietet, aber dennoch durchweg unterhaltsam und dramaturgisch ansprechend ist. Eine solche Episode ist „The Broken Man“.
Sie beginnt ungewohnt mit einer Szene vor dem Vorspann, welche der Erwartungen für den Rest der Folge hoch setzt und für kleine Freudensprünge unter Fans sorgen sollte.
Nach dem Vorspann geht es stark weiter. Wir besuchen wie üblich unterschiedliche Handlungsorte, darunter King’s Landing, Riverrun, Braavos und unterschiedliche Orte im Norden, kehren jedoch immer wieder zu einem wichtigen Segment zurück, dass titelgebend für die Episode ist und welches mit Ian McShane (Deadwood, Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides) einen tollen Gastschauspieler hat.
Im Gegensatz zu den Episoden der letzten Wochen geraten alle Segmente als spannend und interessant, sodass kein langweiliger oder enttäuschender Moment entsteht. Dies ist die große Stärke der Episode: „The Broken Man“ bewegt seine Handlungsstränge nach vorne, ohne zu billigem Spektakel zu greifen. Die Dramaturgie ergibt sich durch die Dialoge zwischen den Charakteren, ob altbekannt oder neu, und der Anordnung der einzelnen Segmente.
Wenn ich eine kleine Kritik anbringen wollte, dann wäre es die Frage der Reisegeschwindigkeit mancher Charaktere. Sei es Jon mit seiner Truppe, Jaime, Yara und Theon, oder ein paar Episoden zuvor Petyr Baelish, alle legen pro Folge unglaubliche Distanzen zurück, ohne den Eindruck zu erwecken, es sei viel Zeit vergangen. Die Geschwindigkeit, mit der sich manche Charaktere diese Staffel zu bewegen scheinen, sorgte schon vor mehreren Wochen für einen äußerst amüsanten Subreddit namens Petyr Baelish has the fastest horses in the Seven Kingdoms.
Wichtiges Ereignis der Episode:
Die angeblich fromm gewordene Margaery sieht ihre Großmutter Olenna in Gefahr und bittet sie, die Stadt zu verlassen. Bei dem Treffen lässt Margaery ihr heimlich einen Zettel zukommen, auf dem eine Rose gemalt ist. Es ist nicht klar, was diese zu bedeuten hat. Hier ist also meine Theorie: Die Rose ist das Familienwappen des Hauses Tyrell, ihr Leitspruch „Growing Strong“. Mit diesem Symbol lässt sie Olenna und zugleich uns Zuschauer wissen, dass sie nicht vom High Sparrow und dem Glauben einer Gehirnwäsche unterzogen wurde, sondern immer noch die alte Margaery und damit loyal zu ihrer Familie und ihren alten Idealen ist. Es wird spannend sein zu verfolgen, ob der High Sparrow hinter ihren Bluff kommt und welche Konsequenzen ihr handeln haben wird.
In Braavos wird Arya von Waif aufgespürt und gleich mehrfach mit einem Messer in den Bauch gestochen. Da Arya zu den wichtigsten Charakteren der Serie gehört und ihre character arc noch nicht abgeschlossen ist, wäre es selbst für Game of Thrones-Verhältnisse schockierend, Arya so plötzlich zu töten. Wir können also gespannt sein, ob die Serie glaubhaft darstellen kann, wie sie eine derartige Verletzung überlebt.
Überraschung der Woche:
Sandor „The Hound“ Clegane ist zurück! Zuletzt sahen wir ihn vorletzte Staffel, wie er schwer verwundet und scheinbar im Sterben liegend von Arya zurückgelassen wurde. Nun erfahren wir, dass Ian McShanes Charakter, der an den Charakter Septon Meribald aus A Feast for Crows erinnert, ihn halb tot gefunden und gesund gepflegt hat. Dies schließt an die Gravedigger-Theorie an, deren Verfechter aus einer kleinen Passage im Buch schließen, dass Sandor überlebt habe. Viele Fans freuen sich zudem jetzt schon auf den sogenannten Cleganebowl, ein Aufeinandertreffen zwischen Sandor und seinem Bruder, dem untoten Gregor „The Mountain“ Clegane. Bisher lässt die Serie aber noch keine Rückschlüsse zu, ob es wirklich dazu kommen wird. Sandor scheint in dieser Episode bemüht, ein ruhiges Leben fernab von Gewalt zu führen und wird lediglich wieder zurück in sein altes Leben gerufen, als die Gemeinschaft, in der er sich befindet, von der Brotherhood Without Banners getötet wird. Wie dies zum Kampf mit seinem Bruder führen soll, ist bisher noch nicht ersichtlich.
Die Episode verläuft weniger spektakulär oder ereignisreich als z.B. „The Door“, wiegt dies jedoch mit durchweg interessanten Handlungen und einer dramaturgisch starken Strukturierungen der einzelnen Segmente auf. Viele Game of Thrones-Episoden haben ein tolles Segment und dafür mehrere durchschnittliche. „The Broken Man“ besticht durch sein Gesamtpaket und wird dadurch zu einer der erzählerisch stärksten Episoden der Staffel.
Kurzgesagt: Die Episode hätte ich noch Stunden weiterschauen können. Bitte weiter so!