Echtzeitstrategie ist im Moment nicht in Mode. Da kommt 8-Bit Armies mit hipper Klötzchenoptik und verspieltem Vibe daher. Aber reicht es für ein frisches Lüftchen im Genre? Was das Spiel für Neulinge und Strategie-Nerds bietet, lest ihr in dieser Kritik.
Echtzeitstrategie: Nichts Neues
Strategie in Echtzeit bekommt leider im Moment nicht viel Liebe von Entwicklern. Wie Reiner Hauser von der Gamestar bemerkt, beschränken sich neue Strategiespiele auf verstreute, kleine Titel. Die meisten Spiele, die in diesem Genre beliebt seien, sind entweder schon älter oder sind Nachfolger von älteren Titeln. Für mich fehlt es dem Genre neben neuen Titeln vor allem an Innovation. Die Mechaniken sind immer die gleichen und auch im grafischen Stil sehen sie sich ähnlich. Das Indie-Spiel 8-Bit Armies ist gerade herausgekommen und es stellt sich die Frage, ob der Titel eine Hoffnung für das Genre darstellt.
8Bit Armies: Rettung durch Retro?
8-Bit Armies fährt einen Ansatz, der so noch nicht probiert wurde. Es ist ein sehr klassisches Echtzeitstrategiespiel, das auf den Retro-Zug mit aufspringt. Indem es mit der Spielmechanik zurück zu den Wurzeln geht, möchte es das Genre entschlacken und aufs Wesentliche reduzieren. Das Spiel ist von den Regeln her absolut nichts Besonderes – im Gegenteil: Mechanisch ist es ein eins-zu-eins Klon von Command & Conquer: Tiberian Dawn (dt. Command & Conquer: Der Tiberiumkonflikt), dem ersten Teil der Reihe von 1995. Kombiniert wird dieses Spielkonzept mit einer optischen Vereinfachung auf eine Art Lego-Klötzchenstil, der im Moment allgemein beliebt ist. Das klingt schon einmal ganz spaßig aber die Reduzierung auf die klassischen Elemente des Genres bringt gleichzeitig auch einige Probleme mit sich.
Aktuell gibt es im Spiel nämlich nur eine Fraktion: eine High-Tech Armee, angelehnt an reale Panzer, Hubschrauber und Soldaten. Sie baut Raffinerien und ist sehr nah an dem, was aus Command & Conquer bekannt ist. Eine zweite, ebenso militärische, Fraktion ist gerade heraus gekommen mit Drohnen und Flammenwerfern. Weitere Kriegsbeteiligte sind geplant, so gibt es im Spiel einen Teaser zu einer mittelalterlichen Magierfraktion mit Katapulten und Skeletten. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies aber zu wenig um den Spieler gerade in Einzelspielergefechten langfristig an den Monitor zu fesseln. Potential ist in diesem Punkt aber vorhanden.
Wir haben hier ein Spiel, das uns einen neuen grafischen Stil gibt und hoffentlich bald eine gewisse Auswahl, wie es zu spielen ist, je nach Armee. 8Bit Armies ist dann ein spaßiger kleiner Krieg unter Freunden mit familiengerechter Gestaltung. Auch ohne Innovation, denn wenn es schon keine neuen Spielmechaniken gibt, dann ist das Genre vielleicht perfekt, wie es ist. Und 8Bit Armies bietet uns dann halt die entsprechende Nostalgie.
8-Bit Armies vs. Command & Conquer, vs. Age of Empires…
Allerdings bietet das Spiel durch die Nostalgiebrille auch kaum Gründe, nicht stattdessen eines der alten Spiele zu laden. Die Klassiker sind zum Teil ja auch überarbeitet werden, wie etwa Age of Empires 2 oder Command & Conquer: Red Alert, letzteres sogar als Open-Source-Engine OpenRA von der Community. 8bit Armies spielt sich nämlich genau so, aber langweiliger als OpenRA und die Grafik ist für das Genre vielleicht neu, aber im Moment trotzdem ausgelutschter Mainstream unter Indie-Titeln. Gerade in den Details fehlt es an Flair. Die Texturen sind einfarbig, Boote und Autos in den Städten sind an der Stelle angenagelt. Die Einheiten melden sich nur mit einem unpersönlichen Piepsen, nicht mit markigen Soldatenstimmen wie in Command & Conquer oder in fraktionseigenen Sprachen wie in Age of Empires 2. Die Kampagne ist lahm, eine Serie aufeinanderfolgender Missionen mit Textbeschreibungen, die von einem allgemeinen „Feind“ sprechen. Keine Ahnung, warum ich da Krieg führen soll?
Viel Potenzial, fehlende Liebe
Und leider hat auch die Ankündigung der verschiedenen Fraktionen seine Schattenseite. Die Entwicklerinnen und Entwickler wollen alle möglichen, aus Strategiespielen bekannten, Fraktionen nach und nach einbauen. Eine thematisch einheitliche und geschlossene Welt kann dadurch nicht entstehen. Ich würde mir daher eher einen Stil wünschen, der alles durchzieht und das Spiel zu einem harmonischen Ganzen macht statt einer Sammlung von allem, was es so an Klischees des Genres gibt.
Ich sehe das größte Potenzial für das Spiel im Multiplayer. Gerade, wenn noch ein bisschen mehr Persönlichkeit rein kommt durch Detailarbeit wie Texturen und Sprache. Und am interessantesten ist genau dort dann doch die Idee mit den unterschiedlichen Fraktionen. Wenn die sich tatsächlich sehr unterschiedlich spielen, wenn ich etwa bei der Magie-Fraktion Bäume statt Öl brauche, dann könnten spaßige Mehrspielermatches entstehen. Die Einfallslosigkeit im Stil ist dann zu verschmerzen. Die zweite Panzer-und-Hubschrauber-Fraktion, die inzwischen veröffentlicht wurde, gründet ihre Wirtschaft aber auch auf Öl und spielt sich wie die Erste. Das ist schade.
Echtzeitstrategie braucht Indie-Perlen
Wer mag, kann dem Spiel sicher eine Chance geben, gerade bei dem günstigen Preis. Momentan kostet die Vollversion von 8Bit Armies 15 €. Auf der anderen Seite ist das Spiel ganz klar kein stylisches Indie-Werk wie threes!.
Ich hatte große Hoffnungen in das Spiel, denn das Genre braucht Neues, Einfallsreiches. Das Spiel kann diese Hoffnungen nicht erfüllen, wobei ich sagen muss, dass das Spiel auch nicht versprochen hat, die Rettung des Genres zu sein. Wer diese Erwartung nicht hat, dürfte mit 8bit Armies aber sicher seinen Spaß haben.
Für mich ist 8-Bit Armies leider nicht das Spiel, welches das Genre in einer frischen, entschlackten Art neu interpretiert, mit einem einzigartigen Stil und in zugänglicher Form zu alter Stärke zurück bringt. Beim näheren Hinsehen fehlt hier und da vor allem noch ein bisschen Liebe, Stil und Charakter. Genau das ist es nämlich, das Minecraft, Mario Kart und auch all die Echtzeitstrategiespiele von früher gut gemacht haben. Mir gefallen der günstige Preis, dass die Spiele recht schnell gehen und die Ankündigung, viele verschiedene Fraktionen einzubauen. Es ist auch recht angenehm zu spielen, denn es gibt keine fummeligen Spezialfähigkeiten.
Was meint ihr? Wollt ihr dem Spiel eine Chance geben? Was spielt ihr so? Was würdet ihr euch wünschen?
Mehr Informationen findet ihr auf der Website des Spiels: Link