Animes für den Einstieg: Die Filme von Hayao Miyazaki

Die Bushaltestellen-Szene ist recht berühmt und wird häufig auf Postern und T-Shirts zitiert. (Quelle: © Universum Film)
Die Bushaltestellen-Szene ist recht berühmt und wird häufig auf Postern und T-Shirts zitiert. (Quelle: © Universum Film)

Animes, die japanischen Cartoon-Serien und -Filme sind ein weltweites kulturelles Phänomen, das schon seit längerer Zeit wächst. Wir haben von der Animagic-Messe in Bonn berichtet. Für Neulinge kann die Anime-Welt aber unübersichtlich sein. Wo also Anfangen? Hier unsere Empfehlung.

Der Anime-Meister: Hayao Miyazaki

Der Regisseur Hayao Miyazaki könnte schon ein Begriff sein, auch für Leute, die nichts mit Animes zu tun haben. Er ist immerhin schon seit 1963 im Geschäft unterwegs und hat einen ähnlichen Stellenwert wie vielleicht Steven Spielberg.

In seiner langen Aktivität als Zeichner, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur war er an einer langen Reihe von Filmen, Serien und Manga-Büchern beteiligt. Als Beispiele seien ein paar Filme genannt: Prinzessin Mononoke (1997), Das wandelnde Schloss (2004), Wie der Wind sich hebt (2013). Ausgewählt danach, wie bekannt mir die Filme scheinen. Bei einer praktisch unendlich langen Filmografie stellt sich aber das Anfangsproblem wieder: Wo anfangen? Kommen wir daher zum Punkt: Die Empfehlung.

CatBus (Quelle: © Universum Film)
Unterwegs mit dem Katzenbus (Quelle: © Universum Film)

Ein wunderschöner Film für den Einstieg: Mein Nachbar Totoro

Mein Nachbar Totoro (1988) ist einer der wenigen Filme, den ich wirklich allen empfehlen würde. Es ist ein Kinderfilm, seine Faszination übt er aber auch auf Erwachsene aus, denn er ist schlicht ein menschlicher Film.

Es geht um eine Familie und um japanische Fabelwesen, so viel sei verraten. Spoiler sind bei diesem Film eigentlich alle und keine Informationen, denn er hat keinen wirklichen Plot im klassischen Sinne.

Es gibt keinen Konflikt, der am Ende aufgelöst ist und keine*n Held*in, die sich charakterlich weiterentwickeln muss, um irgendetwas zu retten.

Vielmehr zeigt der Film uns einen Ausschnitt aus dem Leben der Familie, eine Mutter, ein Vater und zwei Töchter. Die Töchter und der Vater ziehen am Anfang des Films in ein neues Haus ein, während die Mutter im Krankenhaus ist.

Großartig ist das „Schauspiel“ der Figuren. Ich war oft erstaunt, wie sehr sich die jüngere Tochter so verhält, wie ich es von Kleinkindern kenne. Miyazaki hat hier seine Erfahrungen als Vater eingebracht.

Der Film macht glücklich, indem er an einem Ausschnitt des Lebens der Figuren Teil haben lässt. Ich habe mir sagen lassen, dass solche „Slice of Life“-Geschichten durchaus auch üblich in Animes sind. Das andere, was besonders an dem Film ist, ist die Magie, mit der die gewöhnliche Welt gefüllt wird. Der Film zeigt die Welt als eine kindliche, ohne die erwachsene weg zu lassen.

Eine Aquarell-Landschaft. (Quelle: © Universum Film)
Eine Aquarell-Landschaft. (Quelle: © Universum Film)

Zu guter Letzt sei gesagt, dass der Film grafisch wunderschön ist. Die Hintergründe sind aquarellig-romantisch und die Figuren ausdrucksstark in Bewegungen und Mimik. Ein kleiner Eindruck findet sich hier, in einer Bildergalerie mit briefmarkengroßen Ansichten: Online Ghibli – My Neighbor Totoro

Außerdem hier im DVD-Trailer:


Hinweis: Dieses Video wird von YouTube eingebettet. Beim Abspielen werden Daten an YouTube/Google übertragen.

Anime für westliche Augen

Bei all den Aspekten, die in Deutschland ein wenig ungewohnt sind, wie der fehlende Plot und die Magie im Alltag, sind Miyazakis Filme (und speziell Totoro) sehr zugänglich und für „westliche“ Augen freundlich.  Nicht nur handeln seine Geschichten von allgemeinen, menschlichen Dingen, die wohl auf der ganzen Welt Anklang finden können, Studio Ghibli hat sich auch in seiner langen Geschichte den ein oder anderen Fleck in Hollywood und auch dem deutschen Fernsehen erobern können.

Miyazaki war mehrmals schon für einen Oscar nominiert und hat auch einen gewonnen, 2003 für Chihiros Reise ins Zauberland. Für die Vermarktung im „Westen“ arbeitet seine Produktionsfirma mit Disney zusammen.

Und wem der Grafikstil der Ghibli-Animes bekannt vorkommen, der sei an die Anime-Fernsehserie Heidi erinnert. Die Serie ist zwar nicht von Studio Ghibli, aber von einem Teil des gleichen Personals, speziell war Hayao Miyazaki maßgeblich beteiligt, auch als Zeichner.

Viele sind immer wieder überrascht zu erfahren, dass die Serie zwar in der Schweiz spielt und auf einem schweizerischen Jugendbuch basiert, aber in Japan produziert wurde.

Für die ersten (deutschen) Schritte in japanische Cartoons sind Studio Ghibli und Hayao Miyazaki also genau der richtige Ort. Dabei helfen auch die sehr guten, deutschen Synchronfassungen. (Da kaum jemand hier japanisch kann, sind diese Filme auch weitgehend sicher vor Orginalversion-Puristen.)

Mein Nachbar Totoro gibt es hierzulande als DVD und Blu-Ray im Verleih von Universum Film zu kaufen.

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